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Tipps für Radler

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Urlaube
Kazan 2000
Bei der Anfahrt sowohl bei verschiedenen kleinen Touren durch Kazan gab es eigentlich nie Probleme. Radfahren hat in Russland nicht den sportlichen Status wie in Deutschland. Rad-Touristen sind in dem Land unbekannt und eine entsprechende Infrastruktur (Radwege :-), Fahrradläden, ...) gibt es einfach nicht. Ersatzteile also mitnehmen!
Wildes Campen ist erlaubt, natürlich sollte man den Platz so hinterlassen, wie man ihn vorgefunden hat. Auf meinen beiden Strecken war aber der Wald am Straßenrand derart urwalt-artig, daß ich keinen Platz für mein Zelt gefunden habe. Ich habe dann einmal auf der Veranda einer Bar und das zweite Mal in einem Bushäuschen übernachtet.
Die Straßenqualität außerhalb der Städte ist gut, für Radler sogar besser als die durchschnittliche deutsche Landstraße, weil erheblich breiter. Schlaglöcher mit mehr als 2 cm Tiefe habe ich nirgends gesehen. Die Autofahrer halten beim Überholen ausreichend Abstand.
Innerhalb der Städte dagegen gibt es tiefe Schlaglöcher und erheblichen Verkehr. Vorsicht, besonders, wenn nach einem Regen die Straßen teilweise überflutet sind und daher die Löcher nicht sichtbar sind. Besser alle Pfützen umfahren. Die Fußgängerwege sind meist sehr breit und es stört keinen, wenn man sie als Radwege mißbraucht. Es ist ohnehin sicherer, da die Autofahrer doch manchmal etwas "ungewöhnlich" fahren.
Auch bei der Beschilderung gab' es ein deutliches Stadt-Land-Gefälle, in der Stadt gab's kaum mal ein Schild, draußen im "Outback" waren die Straßschilder sowohl in kyrillisch als auch in arabisch beschriftet und die km-Angaben stimmten auch ungefähr. In der Innenstadt ist dann mehr der Kompass und das GPS empfehlenswert, zumal in Deutschland Stadtpläne nur von St.Petersburg und Moskau aufzutreiben sind.
Karten sind ein kleines Problem ... ich habe als Grundlage 1:500.000-Karten von Shell genommen, die es hier in Reiseliteraturläden gibt. Meine Fliegerkarten (1:500.000 und 1:1.000.000, zB bei Därr erhältlich) habe ich nicht mitgenommen, da sie vom amerikanischen Verteidigungsministerium herausgegeben werden (kurz vor meine Abfahrt im Sommer 2000 wurden zwei Amis festgenommen, die mit GPS und Fliegerkarten wohl einer militärischen Einrichtung zu nahe kamen). Ich hab' noch einen Straßenatlas, der allerdings durchgehen kyrillisch ist. ISBN 985-6311-11-X oder ISBN 985-409-017-5 hatte die Ausgabe 1997, keine Ahnung, ob das Teil (etwas kleiner Din A4) über den Buchhandel erhältlich ist. Falls nicht, auf den ersten Seiten stehen zwei EMail-Adressen: office@TRIVIUM.belpac.minsk.by und sMIRCON-ltd@g23.Relcom.msk.ru
Verpflegung ... in den Städten gibt's natürlich Läden, reichlich, auch wenn sie nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Auch die Dörfer habe welche, allerdings kann hier die Auswahl schon erheblich schlechter sein. Brot und Bier gibt's aber eigentlich immer :-)
Läden haben in der Regel eine 7-Tage-Woche und Mittagspause. Wegen der geringen Dorf-Dichte auf dem Land empfiehlt es sich, rechtzeitig einzukaufen und immer Reserven fär mindestens die nächsten beiden Mahlzeiten zu bunkern.
Da die Industrie vorwiegend in den Städten zu finden ist, habe ich im 'Outback' mein Wasservorrat an breiten Bächen aufgefällt. Ein Katadyn-Filter (Kohle und Keramik) hat jedenfalls verhindet, daß ich mir 'was geholt habe.
Mit der Polizei hatte ich nur einmal Kontakt, als ich in der ersten Nacht unter der Veranda schlief, kam ein einzelner Polizist, um zu schauen, was ich da treibe. Ich war gerade eingenickt, als er kam. Er sprach mir auf russisch an, ich fragte ihn auf englisch, ob er englisch versteht. Daraufhin fragte er freundlich nach "Passport", den ich ihm auch gab'. Er blätterte etwas darin, gab' ihn mir wieder und verschwand. Dies war mein einziger direkter Kontakt. Seine Kollegen bei den vielen Straßenkontrollen habe mich immer ignoriert, auch wenn sonst jedes Auto kontrolliert wurde.
Die Einreise mit Rad per Bahn von Finnland war übrigens nicht so ganz einfach, die freundliche finnische Bahnbeamtin brauchte am Schalter gut eine halbe Stunde, um alle Formulare für meinen Teo (das Fahrrad) auszufällen. Von russischer Seite gab's weder Probleme noch Papierkram. Auch bei der Ausreise nicht.
Ausgereist bin ich äbrigens von Kazan aus per Lufthansa-Flugzeug. Mit meiner Begleiterin hatte ich 40 kg Freigepäck, ich habe dann ein Fahrrad und 5 Satteltaschen aufgegeben und alles schwere (Fahrradschloß, ....) im Handgepäck mitgenommen. Das Rad wurde übrigens sehr gut behandelt, nix kaputt gegangen.
Geld: der Rubel ist gängiges und gesetzliches Zahlungsmittel, getauscht wird in Banken und Wechselstuben (oder im Zug nach Russland 'rein). Wenn eine Bank offen hat, bedeutet dies noch lange kein Umtausch, denn es gibt spezielle Schalter, die auch noch geschlossen sein können. Ich habe dann schwarz direkt neben dem Schalter getauscht, unter der Aufsicht zweier Videokameras. Das ist verboteten und kann Probleme bei der Ausreise machen, wenn man nicht erklären kann, wo denn die deklarierten Deviesen geblieben sind! Mein erster Taxifahrer hatte übrigens nichts dagegen, in Dollar bezahlt zu werden. DM wird dagegen nicht genommen, muß also erst getauscht werden.
In Kazan haben meine russischen Freunde zwei Banken gefunden, bei denen man mit der EC-Karte Geld abheben kann. In der ersten gab's aber Probleme, in der zweiten keine. Mit PIN und 2 Unterschriften, bis zum eigenen Abhebe-Limit.
In Rußland gibt es eine ganze Menge Kriminalität. Ich denke aber, daß man als Radler "durch's Raster fällt" und daher die Risiken kleiner sind als als normaler Tourist auf den normalen Touristen-Trampelpfaden in Moskau. Trotzdem: auf Reisen, speziell außerhalb unserer Wohlfahrtszone, ist's immer gefährlich. Vorsicht ist eine gute Voraussetzung für die gesunde Rückkehr.
Zwei Dinge noch: vor der ersten Radtour solltest Du schon mal dort gewesen sein, wegen des Feelings und Du solltest schon längere Radtouren unternommen haben. Beides hilft enorm!!!