Go-Erinnerungen aus Meck-Pomm (nicht nur von Uwe Richter) Genau weiß eigentlich keiner, wann zum ersten Mal in Rostock Go gespielt wurde. Wahrscheinlich war es aber 1972. Damals erklärte Eberhard Perlick (derzeit Chefarzt in Eberswalde) der Interessen-Gruppe Schach der HSG Uni Rostock die Grundregeln des asiatischen Spiels. Nach kurzer Zeit waren Wolfgang Moldenhauer, Günti Kundt, Volker Drenck, Thomas Lüthke und Hans-Eckart Lüthke regelkundig. Ein gemeinsamer Besuch des Go-Turniers in Jena war ein Höhepunkt. Nach Beendigung des Studiums zogen aber viele Schachspieler in andere Orte (u.a. Hannelore von Beesten nach Bremen) und die Schachsektion löste sich 1981 auf. Einen Neuanfang des Go in Rostock gab es dann Mitte der 80er Jahre. 1985 spielten Klaus Neumann, Michael Nau und Klaus Krieger bei der BSG Post Rostock (Abb. 1). Etwas später kam Jörg Lüdecke dazu. Um vom Düngemittelwerk Geld für Go zu bekommen, gründete Dr. Poldi Winkler im Winter 85/86 eine Go-Gruppe in der BSG Agrochemie Rostock. Gespielt wurde zuerst im "Grünen Ungeheuer" direkt gegenüber dem Bahnhof, später dann im Arbeiterwohnheim neben der Sport- und Kongresshalle. Aus dieser Zeit stammten auch die ersten Erwähnungen Rostocker Go-Spieler in den Go-Mitteilungen der DDR (GoM). Besonders Dr. Poldi Winkler, der inzwischen die Leitung der Go-Gruppe übernommen hatte, zeichnete sich durch regelmäßige Turnierteilnahmen aus. Stellvertretend seien der Sieg von Poldi beim Bergmannsturnier Leipzig im Sommer '84 und die Rostocker Teilnahme am 1. Schwedter Mannschaftsturnier im April '86 in der Aufstellung Winkler 13K, Kamm 17K, Krieger 25K und Neumann 27K genannt (siehe Anhang A). Nicht unerwähnt bleiben soll auch, daß bei einigen Turnieren Namen auftauchen, die in MVP ebenfalls nicht ganz unbekannt sind: Norbert Bauer (1K, Drögeheide); häufig Eberhard Schuster (3K, Staßfurt); Reinhard Thürmer (20K, Magdeburg); Angela Postulka (20K, Leipzig) und Heinz Postulka (20K, Leipzig). Bemerkenswert ist, daß Prenzlau und Rerik auf der Go-Landkarte der DDR verzeichnet waren: in der Spielabendliste (GoM39) ist Hannes Lamprecht aus Prenzlau mit Spielen nach Vereinbarung aufgeführt. Und in Rerik fand jährlich im Frühjahr ein Einladungs-Lehrgang der Kommission Go statt. Ich habe übrigens erstmals in Heinz Machatscheks 1974 erschienenem Buch "Zug um Zug - Zauberwelt der Brettspiele" (Abb. 2) von Go gehört. Go wurde darin ausführlich behandelt. Wegen fehlender Spielpartner blieb es aber beim Wissen um die Existenz des Spiels. Und das, obwohl mich Gerüchte erreichten, daß einige Schachspieler von Dynamo Stralsund Ost auch ab und zu Go spielen. Die erste eigene Partie habe ich dann Ende August 1982 gespielt. Auf dem Berliner Solibasar der Journalisten gab es nämlich auch einen Go-Stand, an dem jeder zum Mitmachen eingeladen wurde. Da habe ich dann bei 9 Vorgabesteinen mit Pauken und Trompeten verloren. Aber immerhin gegen Stefan Unger, dem damals amtierenden DDR-Meister. 1984 begann ich in Rostock zu studieren. Unter meinen Mitstudenten gab es immer wieder Neugierige, die sich die Spielregeln erklären ließen und einige Spiele mit mir absolvierten. Matthias Orlt hat sich sogar selber ein Brett und angemalte Reißzwecken gebastelt, um im Zug mit seiner Freundin Go spielen zu können. Mit Lutz Andrews habe ich nach dessen Wechsel nach Berlin auch eine Fern-Go-Partie gespielt. Und wir bewarben uns beim Go-Fernkurs, der damals von Berliner Go-Spielern angeboten wurde (Abb. 3). In GoM44 wird übrigens berichtet, daß es aus dem Bezirk Rostock 46 Teilnehmer (4 weibl.; 12 NVA), aus Schwerin 27 (0; 15) und aus Neubrandenburg 22 (0; 7) gab. Im Sommer '87(?) übernachteten Volker Drenck und Hans-Eckart Lüthke anläßlich eines Schachturniers bei mir im Studentenwohnheim und entdeckten überrascht ein Go-Brett in meinem Zimmer. In der sogleich stattfindenden Partie mit 4 Vorgaben gegen Hans-Eckart durfte ich dann zum ersten Mal erfahren, daß auch in der Brettmitte größere Gebiete entstehen können. 1988 erfuhr ich dann zum ersten Mal von der Rostocker Go-Gruppe. In der Ostsee-Zeitung wurde für den 30./31.05. ein Go-Treffen für Anfänger und Fortgeschrittene angekündigt (Abb. 4). Immerhin kam mit Malte Schuster ein 5. Dan aus Berlin zu dem Turnier. Das Turnier wurde ein großer Erfolg. Beim Turnier habe ich selber nicht mitgespielt, dafür aber beim Simultan gegen Poldi Winkler. Malte Schuster stufte mich nach einigem Zugucken dann als 33. Kyu ein. Der Kontakt zur Go-Gruppe war jetzt geknüpft und ich nahm zuerst seltener, später regelmäßiger an den Spielabenden teil. Mit der Wende ergaben sich dann neue Kontakte für das Rostocker Go, insbesondere zu Hamburg. Ich erinnere mich z.B. noch, wie an einem Spielabend die Tür aufging und ein älterer, etwas angetrunkener Herr neugierig in unseren Raum schaute. Nach den üblichen Fragen (Schmecken die schwarzen Bonbons nach Lakritze?) wollte er dieses Spiel auch mal versuchen und setzte sich mir gegenüber. Ich legte also 9 Vorgabesteine auf das Brett und wollte gerade Weiß nehmen. Zum Glück kam er mir zuvor, denn ich wurde anschließend auf dem Brett regelrecht demontiert. Der Herr entpuppte sich dann als Michael Katscher (5D, Hamburg). Er und vor allem Lutz Franke (4D, Hamburg) besuchten häufiger den Rostocker Spielabend. Mit der Auflösung der BSG Agrochemie fällt dann auch der Spielort im Arbeiterwohnheim weg und wir ziehen ins JAZ (Jugend-Alternativ-Zentrum) um, wo wir bis mindestens Ende '92 bleiben. Später erfolgt der Umzug in den Heinrich-Mann-Club (bis '95), danach spielen wir im Warmbad ('95-'97), im FBZ (Familien-Begegnungs-Zentrum, '97-'98) und wieder im Warmbad (bis heute). Am 13.11.91 wird dann der Rostocker Go-Club mit 12 Mitgliedern gegründet (siehe Anhang C). Ein Jahr später, am 16.12.92, folgt die Gründung des Landesverbandes Meck-Pomm (Anhang C). Und nach längerer Beratung beschließen wir im Januar 93, in Rostock ein Go-Turnier durchzuführen, das dieses Jahr immerhin schon seine 10. Auflage erlebte. 1994 (oder '95?) regte Miklos Rimanyi ein Go-Wochenende im Kägsdorfer Schullandheim an. Diese Wochenenden, die anfangs sogar zweimal im Jahr stattfanden, sind inzwischen auch schon Tradition geworden. Und im Januar '97 ist es dann endlich soweit: Mit Plamen Petrow gibt es beim Strausberger Mannschaftsturnier zum ersten Mal einen Dan-Spieler aus Meck-Pomm. Im November '97 gibt es einen weiteren Höhepunkt in unserem Go-Leben. Shigeno Yuki besucht den Rostocker Go-Club und führt an einer Schule einen Einführungskurs für Kinder durch. Die sich daraus ergebende Nachwuchsgruppe wird von Jana Bednarek und Klaus Krieger betreut. In den 90-er Jahren beginnt sich auch außerhalb Rostocks einiges zu regen. 1990 zieht Heinz Postulka nach Schwerin. Sein Engagement hat dort im Laufe der Zeit zur zweiten Go-Gruppe in Meck-Pomm geführt. Und inzwischen gibt, es auch in Greifswald, Stralsund, Wismar und Neubrandenburg Spielpartner für Go ([1], unter Kontaktpersonen). Vielen Dank für alle beigesteuerten Erinnerungen, stellvertretend für alle sei hier Hans-Eckart Lüthke genannt. Weitere Ergänzungen werden gerne entgegengenommen und sollen in [2] mit eingearbeitet werden. Außerdem möchte ich noch auf den Beitrag zur Geschichte des Go in der DDR unter [3] hinweisen. Anhang A: Turnierergebnisse aus den GoM Go-T Schwepnitz 3/81: C 5. Steffens 18K 4.5:1.5 {Rostock}(GoM3) 3.Bruno-R.-GT Schwepnitz 12/82: B 7. N. Bauer 4K 4:1 (GoM13) Bergmannsturnier Leipzig 6/84: 1. Poldi Winkler 17K 6:0 {Abb. 5}(GoM23) 5. Bruno-Rüger-GT Steina 12/84: B 4. Poldi Winkler 15K 4:1 (GoM26) C 3. Thomas Kamm 19K 6:3 Berliner Kranich 12/85: B 7. Poldi Winkler 14K 3.5:1.5 (GoM31) 1. Mannschafts-T Schwedt 4/86: 4. Post Rostock 10:22 (GoM32) 7. Bruno-Rüger-GT Ohorn 12/86: B 3. Poldi Winkler 13K 4:2 (GoM37) 2. Mannschafts-T Schwedt 3/87: 3. ASG Drögeheide 28:20 (GoM38) 1. Magdeburger GoT 8/87: C 3. Michael Duray 15K 5:2 (GoM41) 8. Hartwig Diskau 20K 2.5:4.5 8.Bruno-Rüger-GT Cottbus 12/87: A 40. Poldi Winkler 12K 3:3 (GoM43) B1 1. Hartwig Dickau 20K 16 3. Michael Duray 14K 16 {Abb. 6} 12. Thomas Kamm 17K 12 3. Mannschafts-T Schwedt 3/88: 6. ASG Drögeheide 24:32 (GoM44) 2. Magdeburger GoT 8/88: C 2. Poldi Winkler 10K 5:2 (GoM47) D 1. Tobias Grau 18K 6.5:0.5 2. Hartwig Dickau 16K 5:2 3. Reinhard Thürmer 20K 5:2 {Magdeburg} 8. Thomas Kamm 15K 3:4 8.Bruno-Rüger-GT Cottbus 12/88: B1 5. Hartwig Dickau 13K 7.5:3.5 (GoM49) 6. Tobias Grau 14K 7:4 7. Thomas Kamm 15K 7:4 19. Pokal-T C-Z-P Leipzig 10/89: 21. Heinz Postulka 20K 3 {Leipzig}(GoM53) 22. Angela Postulka 20K 2 {Leipzig} 9. Berliner Kranich 12/89: 51. Tobias Grau 9K 6:0 (GoM55) 54. Poldi Winkler 10K 5:1 67. Christine Prager 15K 4:2 89. Andre Harrmann 24K 2.5:3.5 10. Bruno-Rüger-GT Cottbus 12/89: 22. Tobias Grau 7K 2:3 (GoM56) 24. Poldi Winkler 8K 3:2 38. Christine Prager 15K 2:3 Anhang B: Auszüge aus Spielerlisten 03/1986: Norbert Bauer 1K 10/84 (aus GoM32) Helmut Rossmann 3K 01/86 {Neubrandenburg} Eberhard Schuster 3K 10/84 Eberhard Perlik 5K 01/86 22.02.1990: Tobias Grau 4K Poldi Winkler 6K Michael Duray 8K Thomas Kamm 11K Christine Duray 12K Lars Halfpap 13K Klaus Krieger 14K Jörg Lüdecke 15K 12.04.1993: Michael Gräber 2K 1948 13 3/93 {Dresden} Miklos Rimanyi 3K 1752 4 2/93 Christine Prager 1K 1748 5 11/92 Tobias Grau 1K 1743 4 11/92 {Kassel} Klaus Vogel 2K 1616 3 2/93 Jan R. Schröder 4K 1598 1 1/92 {Schwerin} Hartwig Dickau 1K 1574 4 11/92 {Kassel} Lars Halfpap 4K 1275 3 6/92 Plamen Petrow 10K 1102 1 2/93 Geertje Krienke 10K 990 1 9/92 Uwe Richter 9K 982 3 2/93 17.03.1996: Michael Gräber 1K 1954 Christine Prager 1K 1843 Miklos Rimanyi 1K 1828 Klaus Vogel 1K 1815 Hannes Knuth 4K 1532 Plamen Petrow 3K 1523 Hans-Eckart Lüthke 5K 1498 Lars Halfpap 4K 1453 Heinz Postulka 6K 1403 Kai Müller 7K 1370 Poldi Winkler 7K 1297 André Weiher 6K 1268 Rainer Mann 8K 1249 Richard Moch 8K 1238 Uwe Richter 7K 1225 Jörg Endlicher 7K 1213 Ingo Warnke 9K 1064 Bernd Schubert 10K 1051 Thomas Hagemann 10K 981 Toralf Steffenhagen 10K 973 Anhang C: Gründungsmitglieder Anhang D: Links [1] http://www.mv-go.de [2] http://www.escape.de/users/capella/go/RoGoGe.txt [3] http://www.tenuki.de/go-ddr/index.html Fassung vom 13.12.2002